18 Töpfer und Töpferinnen probieren Niedrigbrandtechniken in Bingenheim

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Am 17. und 18. Februar 2018 trafen sich 18 Töpfer und Töpferinnen in der Keramikwerkstatt der Lebensgemeinschaft Bingenheim, um verschiedene Niedrigbrandtechniken auszuprobieren. Das sind Techniken, die mit Temperaturen bis ca. 1000° C auskommen.

Auf dem Programm standen das Brennen im Tonnenofen mit Holzkohle, Pitfiring (Lagerfeuerbrand) in einem großen Betonring auf dem Feld, Rakubrand und Obvara, eine Technik aus dem Baltikum.

Jeder hatte verschiedene geschrühte Rohlinge mitgebracht, die zunächst für die unterschiedlichen Brenntechniken behandelt oder glasiert werden mussten.

Für das Pitfire wurden die Rohlinge in eine Sulfatlösung getaucht und zusammen mit  Kleinholz aufgeschichtet, dazwischen kamen Pferdeäpfel und Sägespäne. Das Ganze sah aus wie ein Abfallhaufen, der dann von oben angezündet wurde. Als er nach ca. einer Stunde durchgebrannt war, wurde er mit Metallplatten abgedeckt, um ihn langsam abkühlen zulassen. Am nächsten Morgen durfte ausgeräumt werden, im großen Kreis wurde spekuliert, welche Effekte die Pferdeäpfel hinterließen.

Parallel dazu wurde eine große Tonne auf ein Rost gestellt und mit unglasierter Ware befüllt, die mit einer Eisen-Salzmischung versehen war. Dann hieß es vorsichtig mit Holzkohle auffüllen und von unten anzünden, um so die Kohle zum Glühen zu bringen. Sehr spannend war es am nächsten Tag, die Stücke von der Asche zu befreien und die Oberflächen der Stücke zu bewundern.

Auf der Rückseite der Werkstatt wurden inzwischen die glasierten Stücke in die Rakuöfen gestellt und nach Erreichen der Garbrandtemperatur von über 1000° C glühend mit langen Metallzangen aus dem Ofen geholt. Sie wurden direkt in mit Holzwolle, Blättern oder Sägespänen gefüllte Metalleimer gegeben und abgedeckt, um sie einer Nachreduktion auszusetzen. Hierbei entsteht Kohlenstoff, der sich in die unglasierten Stellen und in die durch den Temeraturschock entstandenen Glasurrisse einlagert und diese dauerhaft schwarz färbt. Zudem zieht der Kohlenstoff Sauerstoff aus den Glasuren und verändert so die Farben. Es wurde viel diskutiert, wie man das schönste Craquelée, ein besonderes Kupferrot oder ein Ägyptisch Blau erreicht. Jeder brachte seine Erfahrungen ein und ließ die anderen daran teilhaben.

Interessant war auch die Obvaratechnik, bei der die glühenden unglasierten Teile in eine Mehlhefesuppe getaucht wurden, die ganz besondere Strukturen auf den Keramiken hinterließ.

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Alle 18 Teilnehmer haben viele Erfahrungen gesammelt und waren begeistert von der netten Atmosphäre.