Keramikerinnung Hessen, Papierofenbau 2009

An einem Wochenende im März 2009 trafen sich einige Innungsmitglieder zu einem Arbeitswochenende in Bingenheim um mit Elke Freiberg einen Papierofen herzustellen und zu brennen.

Papierofen, die schnelle Version
Die Werkstücke werden bei 900°C geschrüht und in Eisen- und/oder Kupfersulfat (100g Eisensulfat/l, 15g Kupfersulfat/l) gebadet. Wichtig ist, dass ein hoch schamottierter (mindestens 40%), wärmewechselfester Ton verwendet wird. Auf ebenen Boden wird eine Europalette gelegt. Vier Latten, ca.2,5m lang, werden um ein mindestens 50 cm langes Kaminrohr aufgestellt. Mit Hasendraht werden nun drei Seiten des „Tipis“ geschlossen. Befestigt und stabilisiert wird die Konstruktion mit Nägeln, Draht und Schnur. Das Gerüst muss auch nur so stabil sein, dass man den Ofen beladen kann, ohne dass er zusammenbricht. Die letztendliche Stabilität bekommt er durch das bekleben mit Papier.

Der Boden und die drei Seitenwände werden innen mit Papier ausgelegt, damit die Holzkohle nicht durch die Ritzen fällt. Auf den Boden kommt eine 10 cm hohe Schicht Holzkohle. Die sulfatierten Werkstücke werden in den Ofen geschichtet, immer mit Holzkohle dazwischen, die schweren Teile unten, die leichteren oben. Die vierte Seite wird entsprechend der Befüllung immer weiter von unten nach oben geschlossen.

Hat man alle Werkstücke verstaut und die vierte Seite verschlossen, beginnt das Bekleben des Ofens. Mit kaolinhaltigem Papier (z.B. Glanzplakate, Fehldrucke aus der Druckerei) und Schlicker (trockene Tonreste, verarbeitet zu einem „joghurtdicken“ Brei) im Wechsel wird der Ofen tapeziert, wobei die erste Schicht sehr vorsichtig leicht in die Löcher des Hasendrahtes gedrückt werden muss, da die Oberfläche sonst nicht ausreicht, die Papierlagen zu halten. Die Plakate werden auf einer Seite mit Schlicker bestrichen, weichen etwas an und werden dann um den Ofen geklebt. Der Ofen wiederum wird auch mit Schlicker eingestrichen, auf dem dann die nächste Papierlage befestigt wird bis ca. 20 Lagen erreicht sind. Jetzt wird der Ofen angezündet. Dazu schneidet man in die Mitte aller vier Seiten einen Bogen, klappt diesen auf und steckt mit Grillanzündern die Holzkohle an. Wenn die Holzkohle gut brennt, schließt man die Bögen und stellt zur Abdichtung eine Brennplatte davor.

Sollte der Ofen zuwenig Sauerstoff ziehen, kann man die Bögen auch nach Bedarf wieder öffnen. Nach vier bis fünf Stunden hat unser Ofen Feuer gespuckt, über mehrere Stunden war eine wunderschöne Reduktionsflamme zu sehen. An den Werkstücken war zu erkennen, dass an manchen Stellen im Ofen bis zu 1400°C geherrscht haben müssen. Wenn die gesamte Holzkohle verbrannt ist, fällt der Ofen zusammen und wenn alles abgekühlt ist, beginnt die „Schatzsuche“.