Keramikerinnung Hessen, Workshop "Das Wesen der Tiere" 2014

Tiere faszinieren den Menschen schon immer. Als Fressfeind, Gegner im Kampf um Leben oder Tod, Nahrungsgrundlage oder Seelenverwandte: Mindestens seit den altsteinzeitlichen Höhlenmalerein werden Tiere durch Farben, modellierte Reliefs und später auch als Skulpturen lebendig dargestellt.

Ein Seminar der Extraklasse erwartete die 14 Teilnehmer um die auf Tiere spezialisierte Seminarleiterin und Kollegin Ule Ewelt an einem Januarwochenende in Bingenheim. In der gut ausgerüsteten Werkstatt der anthroposophischen Lebensgemeinschaft entstand an zwei Tagen ein kleiner Zoo: Oktopus und Elefant, Höhlenbär und Yak, Hase, Raben, Schweine, Ziegen, Waschbär und Katze, Erdmännchen, Kuh und Büffel.

Mit einer besonderen Modelliertechnik unter Zuhilfenahme von Metallstützen wurden die Tiere dünnwandig aus einem sehr groben Westerwälder Schamotteton aufgebaut. Obwohl alle seit Jahrzehnten tagtäglich mit Ton umgehen, haben viele von uns seit Kindertagen nicht mehr modelliert.

Hatten alle schon genug damit zu tun, ihre Tiere möglichst naturnah zu gestalten, achtete Ule Ewelt bei den Werken der Kursteilnehmer besonders auf Proportion und Bewegung und gab Tipps zur Gestaltung der Oberfläche. Außerdem demonstrierte sie, wie durch kleine Veränderungen der Kopfhaltung einer grob gestalteten Ziege ein jeweils völlig anderer Ausdruck erreicht werden kann: "Jetzt überlegt sie, wie sie weiter klettert, hier hat sie was gehört, und da sieht sie ein leckeres Kraut."

Apropos Kraut: Die kulinarischen Köstlichkeiten für die Pausen hätten ausgereicht, die doppelte Menge an Teilnehmern satt zu bekommen. Es wurde angeregt, ein Innungskochbuch zu verfassen.

Extra aus Usedom angereist kam unser Kollege und ehemaliges Innungsmitglied Daniel Graf, um an diesem Workshop teilzunehmen. Sein Fazit: "Dieser Ton ist so grob, der macht alles mit!" So mußter er seinem Stier, damit er in die bahntaugliche Transportkiste paßte, den Kopf abschneiden, um ihn zu Hause wieder zu montieren.

Nach dem Trocknen werden sich einige mit ihren Tieren wieder bei Ule Ewelt in Grünberg einfinden, um ihnen mit einem besonderen Rauchbrandverfahren den letzten Schliff zu geben.

Nochmal schönen Dank an Ule für dieses gelungene Wochenende.